Folgende Publikationen sind im Handel erhältlich:

BESESSEN (2014, Titus Verlag)

Besessen Isabella Siller

Ein Spannungsroman rund um den emotionsgeladenen Hoteliersohn David Pfeiffer: 

Weil David dem Alkohol und anderen Frauen sehr zugetan ist, beschließt Miriam, ihn zu verlassen. Das Hotel, das sie gemeinsam führen, und ihre Gefühle für ihn machen ihr dies aber nicht leicht. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich Mark, ein früherer Freund von David auf, und verdreht ihr den Kopf. Nichtsahnend scheint sie zum Spielball alter Rachegefühle zu werden, weiß schon bald nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann: Mark, der offenbar ein dunkles Geheimnis vor ihr verbirgt, oder David, dessen Versuche, ihr Herz für sich zurückzugewinnen, immer verrücktere Ausmaße annehmen …

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 Genre: Roman

Seitenumfang: 288 Seiten

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ZERRISSEN (Kurzgeschichte 2013, Titus Verlag)

Zerrissen Isabella Siller

Die Geschichte einer jungen Frau, die überfallen wird. Sie kennt den Täter nur zu gut – doch er dürfte eigentlich nicht mehr am Leben sein. Realität und Wahn scheinen schon bald zu verworren, um die Wahrheit zu erkennen:

Der Überfall auf Julie ist schrecklich. Der Mann ist roh und brutal. Voller Angst flüchtet die junge Frau durch ihre Wohnung, kann ihrem Verfolger jedoch kaum entkommen. Als die Messerspitze sich in ihr Fleisch bohrt, ist das Martyrium jedoch noch lange nicht vorbei.

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Genre: Psychothriller

Umfang: Kurzgeschichte

Erhältlich als e-book – Jetzt bei Amazon bestellen

 

WÜTENDE HITZE (2015, Titus Verlag)

Eine Episode der ultra spanndenden Thriller- Serie „Complex West“

Complex West Isabella Siller

Die Geschichte eines Mannes, der versuchte, sich zu widersetzen. Doch waren die Möglichkeiten eines Einzelnen begrenzt:

»Mein Name ist Gary Simmons. Ich kannmich noch gut an diesen Sommer erinnern,in dem sie sich Lionel geholt haben. Dabeihatte er keine Chance und es nicht verdient.Laura hat so gelitten. Aber das haben wiruns selbst zuzuschreiben, weil wir den Baudieses Bauwerks nicht verhindert haben.Wie hätten wir nur ahnen können, was Complex West in uns auslöst?«

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Genre: Thriller

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Das Taschenbuch beinhaltet 3 weitere Episoden der Thrillerserie, geschrieben von meinen Autoren – KollegInnen Lily Konrad, Emily Cole und Sascha Ehlert.

Der Trailer zur Buchreihe:

 

Complex West – Trailer – Die Thriller-Serie

Die Thriller-Serie erhältlich als Taschenbücher und E-Books

Posted by Complex West – Thriller Serie on Dienstag, 6. Januar 2015

Die Serie

In Complex West, einem Gebäudekomplex in Fishkill, New York, verknüpfen sich die Schicksale der Bewohner auf merkwürdige Weise. Ohne es zu ahnen, mischen sich die Gefühle und Erlebnisse zu einer Mixtur aus Angst, Hoffnung, Wahnsinn und Hass. Welches Geheimnis birgt das alte Gemäuer? Und was hat der Hausmeister Samuel Gillager mit all dem zu tun?
Jede Episode aus »Complex West« erzählt die Geschichte aus der Sicht eines Bewohners oder Besuchers und entführt den Leser immer wieder aufs Neue in die Abgründe der menschlichen Seele.

Das Autorenteam

Das Konzept der Serie wurde in Zusammenarbeit von Sascha Ehlert und José Antonio Martin Vilchez ausgearbeitet. Die Zusammenhänge und Verstrickungen haben die Autoren des Titus Verlag mit Sorgfalt und dem Auge für das große Ganze der Serie geschaffen. Jeder Autor hatte bereits diverse Veröffentlichungen auf verschiedenen Gebieten und konnte mit seinen Fähigkeiten diese Thriller-Serie bereichern.

Complex West ist als Taschenbuch, Hörbücher und E-Book erhältlich!


Leseprobe aus dem Roman „Besessen“

Ich schlüpfte aus Slip und BH, warf Beides in den Korb für die Schmutzwäsche und band mir ein Badetuch um den Körper. Mit Duschgel und Haarshampoo unterm Arm hielt ich einen Augenblick mein Ohr an die Tür, aber draußen am Gang schien sich nichts zu tun.

Ich öffnete die Tür einen Spalt breit und vergewisserte mich, dass ich am Weg zum Bad niemandem begegnen würde, tappte dann auf Zehenspitzen hinüber.

Der alte, bräunlich grüne Fliesenboden des Gemeinschaftsbadezimmers war eiskalt. Gänsehaut breitete sich über meinen ganzen Körper aus, als ich ihn betrat. Ich tänzelte von einem Fuß auf den anderen, während ich wartete, bis das Wasser warm wurde, stieg dann in die ebenso kalte Wanne.

 Die gelben Verfärbungen am Duschvorhang, die Kalkränder an den Armaturen und die Schimmelflecken in den Ecken waren nicht gerade einladend. Aber ich hatte mich daran gewöhnt, wenngleich ich meine Aufenthalte im Bad stets auf ein Minimum reduzierte, seit ich hier wohnte.

Ich schloss die Augen, hielt mir den heißen Strahl ins Gesicht und spürte, wie sich meine Muskeln unter der Wärme entspannten.

Das Training war ohne Zwischenfälle verlaufen. Mark hatte mir kein einziges Mal zur Hilfe gehen müssen. Noch immer war ich beschwingt, es alleine geschafft zu haben. Ohne fremde Hilfe, vor allem aber, zum ersten Mal seit dem Unfall frei von Ängsten.

Den Vorfall mit David hatte ich dabei völlig vergessen und auch nun verspürte ich nur wenig Lust, mich daran zu erinnern.

Ich freute mich auf den Abend. Mark wollte mich überraschen, er hatte mir nicht verraten, was er vorhatte. Aber ich war fast sicher, er würde mich zum Essen ausführen. Er hatte öfters von einem Restaurant in Riegersberg geschwärmt, das ich nicht kannte.

Mit nassen Haaren, eingewickelt ins Badetuch huschte ich zurück ins Appartement. Erleichtert, ein weiteres Mal unentdeckt geblieben zu sein, machte ich die Tür hinter mir zu. Etwas kam mir dabei seltsam vor.

„Gemütlich hast du es hier.“

Ich fuhr herum.

David saß breitbeinig an meinem Tisch. „Sogar ein eigenes Waschbecken im Zimmer. Ich bin beeindruckt.“

Etwas unsicher zupfte ich mir das Handtuch zurecht. „Was machst du hier?“

„Auf dich warten.“

„Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben.“

„Freiwillig redest du ja nicht mit mir.“

„Wir haben alles besprochen.“ Mit einer Kopfbewegung zur Tür machte ich ihm klar, dass er unerwünscht war.  „Geh jetzt. Ich will mich anziehen.“

„Das kannst du auch so.“

„David bitte geh.“

„Als wenn ich nicht wüsste, wie du da drunter aussiehst!“ Demonstrativ legte er seine Beine auf den Tisch und schlug sie übereinander.

„Soll ich etwa wieder die Polizei rufen?“

Er grinste. „Nur zu.“

Mit den Augen suchte ich das Zimmer nach meinem Handy ab. Ich hätte schwören können, es vorhin aufs Bett gelegt zu haben. Ich durchwühlte die Handtasche. Erfolglos.

Als ich die Genugtuung in Davids Augen sah, schleuderte ich die Tasche zu Boden. „Gib mir sofort mein Handy zurück!“

„Erst redest du mit mir.“

„Ich wüsste nicht worüber!“

„Über Mark zum Beispiel. Ich wollte sicher gehen, dass dir auch wirklich bewusst ist, was du anrichtest. Die Leute reden. Nicht nur dein Ruf steht auf dem Spiel, denkst du eigentlich auch mal an mich? Weißt du, was es für mich als Hotelier und Trabrennfahrer bedeutet, wenn du mit ihm vögelst? Und dass ich dich mit Sicherheit nicht mehr zurück nehme, wenn du erst mal eine von seinen Flittchen warst, habe ich ja bereits anklingen lassen.“

„Ich bin nicht daran interessiert, von dir zurück genommen zu werden“, fauchte ich. „Und außerdem bin ich doch schon längst eines seiner Flittchen.“

„Ja, das kann ich leider nicht mehr ändern. Ist auch schlimm genug. Aber jetzt können wir das Ruder noch herum reißen. Bis jetzt ist es nur ein Gerücht.“

Ich schnaubte genervt, ärgerte mich aber noch mehr über mich selbst. Wie hatte ich nur so dämlich sein können, nicht abzusperren, bevor ich duschen gegangen war.

Ich holte mir frische Unterwäsche aus dem Schrank, drehte David den Rücken zu und schlüpfte im Schutz des Badetuchs, welches ich über den Schultern hängen ließ, hinein. Dann warf ich es beiseite und zog mich fertig an.

„Du bist wunderschön“, bemerkte David.

Der Gürtel schnalzte, als ich ihn zuzog. „Wenn du nicht gehst, dann werde ich eben gehen“, sagte ich. „Behalte von mir aus das Handy. Und wenn du unbedingt hier herumhängen willst, tu dir keinen Zwang an, aber tu es ohne mich.“

Als ich mich um meine Schuhe bückte, hechtete David sich über das Bett und sprang zur Tür. Ehe mir klar wurde, was er im Schilde führte, hatte er den Schlüssel herumgedreht und in seinen Hosentaschen verschwinden lassen.

Das war zu viel. Ich stürzte mich auf ihn.

Für David war es ein Leichtes, mich von meinen Utensilien fernzuhalten.

„Du bist ein Arschloch“, sagte ich und ließ mich auf dem Bett nieder.

„Fällt dir eigentlich nichts Neues ein?“ Provokant holte er mein Telefon hervorholte und begann, es zu durchforsten. „Fast könntest du einem Leid tun. So ganz ohne Handy machst du einen ziemlich hilflosen Eindruck. Was willst du nun machen, wenn du die Polizei nicht mehr rufen kannst? Laut nach Hilfe schreien?“

Er war wohl auf eine von Marks Nachrichten gestoßen, denn er hob beim Lesen geringschätzig die Augenbrauen, bevor er weiter drückte. „Genau genommen gehört dieses Handy mir. Oder war ich es nicht, der es dir gekauft hat?“

„Ja, nachdem du mein Altes zu Schrott verarbeitet hast! Und nun gib mir meine Schlüssel, ich will hier weg.“

„Und was hast du nun vor, Schätzchen? Willst du etwa weiterhin Ausmisten gehen? Dein Leben lang nach Wien pendeln, für die paar Kröten?“ Er wurde laut. „Du bist nichts ohne mich! Ich hab’ dich zu dem gemacht, was du bist, vergiss das nicht.“

Ich ging nicht darauf ein. „Lass’ mich hinaus!“, rief ich stattdessen. „Sperr die Tür auf, oder ich schreie so laut, dass das ganze Haus es hören kann!“

 David fiel in schallendes Gelächter.

Ich warf mich auf ihn, unternahm abermals einen Versuch, an die Schlüssel zu kommen. Es war aussichtslos.

Als mir das bewusst wurde, begann ich, vor Wut schreiend auf ihn einzutrommeln. Meine Fäuste schmerzten ihn wohl, denn er packte mich und warf sich mit mir aufs Bett. Ich wehrte mich mit Leibeskräften, bekam seinen Unterarm zwischen die Kiefer und biss zu.

Er jaulte auf, lockerte kurz seinen Griff, aber er hatte mich gleich wieder.

Ich schrie, so laut ich konnte. Dann drückte mir etwas den Hals ab, sodass ich nach Luft schnappen musste. Es war sein Oberarm, den er mir von hinten gegen die Kehle presste.

Ich stemmte mich gegen ihn, woraufhin er noch fester zudrückte und aus meinem Hals bloß noch ein Röcheln kam.

„An der ausgestreckten Hand lasse ich dich verhungern“, flüsterte er in mein Ohr. „Verlass dich drauf.“

Ich kämpfte gegen die Panik, trotzte ihm noch einmal, doch der Schmerz wurde zu groß, und ich gab mich geschlagen. Mein Körper erschlaffte in seinen Armen.

Er nahm Druck von meinem Hals, sodass ich wieder Luft bekam, bewegte seinen Arm aber um keinen Millimeter.

Mein Atem ging heftig, ansonsten wurde es still im Raum.

„So ist es gut“, murmelte David. „Bleib einfach liegen. Es ist doch schön so, findest du nicht?“

Er drückte mich an sich und küsste meinen Nacken. Mit der freien Hand strich er über meine Hüften.

„Ruhig!“ Er erhöhte den Druck am Hals, als er den wieder aufkeimenden Widerstand spürte. „Du weißt, dass das nichts bringt.“

Die Erschöpfung trieb mir Tränen in die Augen.

„Nicht weinen. Entspann dich einfach.“

Leise schluchzte ich in mich hinein.

„Schschschsch“, machte er. „Ich bin für dich da. So wie früher. Genieße es einfach. Ich weiß doch, was dir gefällt.“

Seine Hand fuhr über meinen Oberschenkel, dann zog er mein Gesäß an sich.

Ich spürte seinen harten Penis. Er bewegte seine Hüften und drückte ihn an mich. „Beinahe hätte ich vergessen, wie geil dein Arsch ist.“

Ich wollte etwas sagen, aber meine Stimme brach dabei.

„Ich will dich nur spüren.“

Was ich hervorbrachte, war ein pfeifender Flüsterton: „Du bist wahnsinnig.“

„Schschsch. Genieß es.“

Ich spürte das Nass der Tränen, die an seinem Arm entlang geronnen waren, an meiner Haut. In meinem Kopf pochte das Blut, dass mir schwindlig davon wurde.

„Du musst dich nur daran erinnern, wie es einmal war. Du wirst sehen, dann wird alles gut. Bleib einfach liegen und sieh, wie schön es ist, wenn wir uns nahe sind.“

Es dauerte eine Ewigkeit, bis mein Atem sich etwas beruhigt hatte.

„So ist es gut“, sagte er.

„Du bist wahnsinnig.“

An meiner Schulter spürte ich, wie er den Kopf schüttelte. „Du musst dich nur daran erinnern.“

„Wie lange? Wie lange hast du vor, das durchzuziehen“

„Bis du mich wieder liebst.“

Der Schwindel wurde heftiger. „Du bist wahnsinnig“, flüsterte ich nur.

„Ich war noch nie so klar. Du musst endlich begreifen, dass du am falschen Weg bist. Du solltest mir vertrauen, stattdessen vertraust du Mark, diesem …“ Seine Stimme war voll von Abneigung, als er seinen Namen aussprach. „Und willst einfach nicht begreifen, dass er der ist, vor dem du dich in Acht nehmen musst. Ich wollte die Leichen im Keller nicht wieder ausgraben, aber du lässt mir ja keine andere Wahl. Also willst du nun endlich wissen, warum wir uns nichts mehr zu sagen haben?“

Er wartete keine Antwort ab. „Es war wegen einer Frau. Beatrix. Ich war in sie verliebt, und sie hat meine Gefühle erwidert, zumindest bis Mark ins Spiel kam. Danach hatte sie plötzlich nur noch Augen für ihn. Er hat sie mir ausgespannt, und das, obwohl er sie gar nicht wirklich wollte. Sie war hübsch, aber nicht sein Typ. Er hätte es bloß nicht ertragen, wenn ich sie bekommen hätte. Sie kamen zusammen, und ich redete kein Wort mehr mit ihnen.

Nach einigen Monaten merkte ich, dass sie doch noch Gefühle für mich hegte. Du weißt schon, verstohlene Blicke, die man sich zuwirft. Ich habe es gar nicht wirklich darauf angelegt. Ihr zuvor die kalte Schulter gezeigt zu haben, hat völlig gereicht, um ihr Interesse zu wecken. Kurz darauf sind wir im Bett gelandet. Und es blieb nicht bei einem Mal.

Mir hat nicht mehr wirklich viel an ihr gelegen. Für mich war es eine Art Abrechnung mit Mark. Dafür, dass er die Freundschaft zerstört hat. Er hat mir wehgetan, und das war der Weg, wie ich es ihm heimzahlen konnte. Ich vögelte die Frau, die er liebte. Es war reine Genugtuung für mich zu wissen, dass sie an mich dachte, wenn sie zu ihm nach Hause kam.

Schlappschwanz.

Na wenigstens hat er sie zum Teufel gejagt, als er dahinter gekommen ist. Nach zwei, drei oder vier Chancen, die er ihr vorher noch gegeben hat. Er hat sie wohl doch ziemlich geliebt. Ich konnte es in seinen Augen sehen, als es endgültig aus war zwischen ihnen.“

Er lachte leise in sich hinein.

„Es hat soviel Spaß gemacht, mit ihr zu spielen. Aber noch viel besser war es, sein Gesicht zu sehen. Wir haben nie wieder ein Wort miteinander gewechselt. Aber was ich dir in jenem Café in Wien erzählt habe, ist die Wahrheit. Er ist zwar weggegangen, zwischendurch aber immer wieder aufgetaucht. Dabei hat er stets versucht, mir die Frauen auszuspannen, mit dem einzigen Ziel, sich an mir zu rächen.

Zuletzt habe ich ihn ganze vier Jahre nicht gesehen. Unseren Konflikt war schon fast in Vergessenheit geraten. Immerhin hat er gewusst, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben ernsthaft verliebt war, und mich trotzdem in Ruhe gelassen. Bis zu dem Zeitpunkt, als er dich gesehen hat. Die Chance wollte er sich nicht entgehen lassen. Ich meine, sieh dich an. Welcher Mann will dich nicht haben? Und er hat genau im richtigen Moment zugeschnappt. Das ist es nämlich, was er wirklich kann, Frauen verrückt machen. Sie um den Finger wickeln, ihnen das Gefühl geben, dass sie die einzigen für ihn wären. Dass es zwischen uns gerade gekriselt hat, ist ihm natürlich sehr gelegen gekommen. War ja auch der einzige Grund, warum du so leichte Beute für ihn warst. Und er genießt es, macht es so gut, wie noch nie. Denn zum ersten Mal kann er mir wirklich damit wehtun, das will er in jedem Fall bis zum Ende auskosten.

Verstehst du? Er will mich fertig machen. Und du gibst ihm die Gelegenheit.

Darum muss ich das alles tun. Ich muss dich zwingen, zur Vernunft zu kommen. Wir gehören zusammen. Das war schon immer so. Du musst dich nur darauf besinnen, dann wird alles gut werden, das verspreche ich dir.“

David redete noch eine ganze Weile auf mich ein. Irgendwann hallte bloß noch seine Stimme in mir. Dem Sinn seiner Worte konnte ich nicht mehr folgen.

Es lag wahrscheinlich an seinem immer noch festen Griff, der mir die Halsschlagader abdrückte, sodass mein Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurde. Als hätte ich zuviel von einem Medikament eingenommen, driftete ich in einen traumähnlichen Zustand, in dem ich jegliches Gefühl für Zeit und Raum verlor. 

Als ich irgendwann zu mir kam, war es still geworden. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Da ich mit dem Gesicht zur Tür lag, konnte ich die genaue Tageszeit nicht erkennen, aber es hatte zu dämmern begonnen.

David atmete ruhig und gleichmäßig. Sein Arm lag entspannt auf meinem Brustkorb, mein Handgelenk hielt er noch immer umschlossen.

Er schien eingeschlafen zu sein.

Ich bewegte mich etwas, um zu sehen, ob er darauf reagierte. Dann befreite ich behutsam meine Hand. Ich schob seinen Arm beiseite, legte ihn vorsichtig auf die Bettdecke.

Wie in Zeitlupe wand ich mich aus dem Bett, hoffend, dass mich das Knarren nicht verriet.

Als ich zu ihm sah, schrak ich zurück.

Davids Blick fixierte mich. Er hatte mich die ganze Zeit über beobachtet.

„Wo willst du hin?“

„Ich möchte einfach nur gehen. Lass mich hinaus, bitte.“        

„Zu Mark?“ Er seufzte, setzte sich auf. „Geh doch. Geh zu ihm, wenn du meinst.“ Er fuhr sich in die Gesäßtasche und streckte mir Handy und Schlüssel entgegen. „Hier. Ruf ihn an. Er soll her kommen, ich will mit ihm reden.“

Eilig griff ich nach den Sachen. Mein Handy war ausgeschaltet. Es reagierte auf nichts, was ich tat. Ich hatte keine Ahnung, was er damit gemacht hatte.

„Du hast es zerstört! Schon wieder!“

„Dann nimm meines!“ Er streckte mir sein Telefon entgegen.

„Nein. Ruf ihn selbst an, wenn du unbedingt mit ihm sprechen möchtest.“

Als hätte er es sich jeden Moment anders überlegen können, stieg ich eilig in meine Sneakers. Für schickere Kleidung, die für den Abend bestimmt besser angebracht gewesen wäre, blieb keine Zeit. Meine Hände zitterten, als ich den Schlüssel im Schloss herum drehte.

Ich lief die Treppe hinunter. Mein Wagen stand ganz hinten am Hof, am Ende der Reihe parkender Autos. 

Es dauerte nicht lange, bis David mir nachkam. An Klang seiner Schritte hörte ich, dass er rannte.

Fast gleichzeitig erreichten wir den Wagen. Er bekam mich an der Hand zu fassen und riss mir den Schlüssel aus der Hand. 

„Was ist mit den Dingen, die ich dir anvertraut habe?“

 „Ich glaube dir kein Wort!“

„Das solltest du aber! Ich will ihn sehen. Ich will, dass er mir in die Augen sieht. Den mach ich fertig, darauf kannst du Gift nehmen!“

Hilfe suchend blickte ich mich um, aber ich konnte niemanden entdecken. Warum benutzte ausgerechnet an diesem Abend niemand seinen Balkon?“

„Gib mir den Schlüssel!“, befahl ich ihm.

David streckte die Hand mit dem Schlüssel nach oben. „Hol ihn dir doch!“

Ich versuchte es erst gar nicht.

Für ihn schien es ein Spiel zu sein. Er forderte mich ein weiteres Mal danach auf, senkte dann seinen Arm. Blitzschnell sprang ich darauf zu und schlug ihn ihm aus der Hand.

Er fiel zu Boden. Ich griff danach, worauf David ihn mit einem Tritt versah und er zwischen die Gitterstäbe eines Gullys glitt.

„Verdammter Mist!“, fluchte ich. Kniend versuchte ich, an den Schlüssel zu kommen.

„Selber schuld! Und nun komm zu Papi, du kleines widerspenstiges Ding.“

Als ich aufgab und mich erhob, streckte er die Arme nach mir aus. Ich wich zurück und rannte in entgegen gesetzter Richtung davon.

„Bleib stehen!“, hörte ich David, der mir unmittelbar folgte.

Nach 50 Metern überquerte ich die Straße und lief in die Wiese, in der das Gras hüfthoch wuchs.

David fluchte hinter mir, doch er musste mich jeden Moment eingeholt haben.

Meine Beine wurden schwerfällig, vor Anstrengung atmete ich heftig. Ich merkte, wie ich gegen meinen Willen langsamer wurde. Ich konnte nicht mehr, lief trotzdem weiter.

Aus meinem Keuchen wurde ein hässlicher Pfeifton. Ich ignorierte den Schmerz, betete, nicht zu stolpern.

Dann wurde ich herumgewirbelt. Ich taumelte, prustete.

Ein weiteres Mal riss ich mich los. Etwas schlug gegen meine Schläfe, und ich ging zu Boden.

Als ich die Augen öffnete, sah ich Davids Gesicht. Es war sehr unscharf, aber ohne Zweifel war es David. Um ihn herum Gräser, die in den dunkelblau gefärbten Himmel ragten. Die Sterne leuchteten schon.

Seine Lippen bewegten sich, aber ich hörte nur diesen seltsamen Pfeifton, der noch immer aus meinen Lungen kam.

Langsam wurde das Bild vor mir klarer. Das goldene Kettchen mit dem kleinen runden Anhänger baumelte vor seinem Kinn. Darauf ein Engel, der mich ansah.

Davids Augen waren geweitet. Er schien Angst zu haben.

Er schüttelte mich, klatschte mir mit der flachen Hand gegen die Wangen, rief immer wieder meinen Namen.

Mir fiel ein, dass ich davongelaufen war. Benommen richtete ich mich auf.

„Du hast mich geschlagen“, sagte ich.

„Ich hab dich nicht geschlagen!“

Ich bekam kaum Luft, musste wie wild husten.

„Du bist gegen meinen Ellenbogen gelaufen“, erklärte er indes und bot mir die Hand an, um hochzukommen.

„Fass mich nicht an!“

Etwas wackelig kam ich auf die Beine, fing sofort wieder an zu rennen. Das Luftholen brannte wie Feuer, jedem Atemzug folgte ein Hustenanfall, der sich anhörte wie das Geblöke von Seehunden.

„Es war ein Versehen!“, rief David hinter mir. „Ich habe dich nicht geschlagen, das musst du mir glauben!“

Die Nacht war hell, trotzdem sah ich nur wenige Meter der Wiese vor mir, dahinter verschwamm alles.

Ich lief weiter in die Richtung, in der ich die Straße vermutete, verlor das Gleichgewicht, als ich mich nach David umsah und fiel hin.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, nicht mehr verfolgt zu werden. Trotzdem raffte ich mich auf und lief weiter.

Ich fasste an die Tasche meiner Jeans. Wie durch ein Wunder befand sich mein Handy noch immer darin. Ich hatte keine Ahnung, ob es noch funktionierte, aber um es auszuprobieren, musste ich stehen bleiben. Ich schaltete es ein, aber nichts tat sich. Meine Hände schlotterten, als ich das Gehäuse löste. Ich pustete den Staub weg, steckte es wieder zusammen und versuchte es wieder.

Diesmal leuchtete das Display. Ich tippte meinen Code ein, atmete auf, als es funktionierte.

Dann wählte ich Marks Nummer.

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Leseprobe „Zerrissen“ (Kurzgeschichte)

Barfuss, in Slip und Unterhemd stemmte sie sich gegen die Tür. Ihre Knöchel leuchteten weiß unter der Haut, so fest hatten sich ihre Finger um das Küchenmesser gekrampft. Dennoch drohte es, ihr aus der von kaltem Schweiß nassen Hand zu rutschen.

„Mach auf, Schlampe! Ich weiß, dass du da drin bist!“ Da war er wieder. Der Unterton in seiner Stimme, der jede Zelle ihres Körpers durchdrang. Ein Tropfen Schweiß bahnte sich den Weg über ihre Stirn. Er war eiskalt.

 Abermals hämmerte er gegen die Tür. „Du sollst aufmachen!“, brüllte er. „Na warte.“ Ein ohrenbetäubender Krach ließ sie zusammenfahren. Holz splitterte um sie herum. Sie stieß einen Schrei aus, als sie die Axt ins Zimmer stehen sah. Er zog sie heraus, schlug erneut zu, hinterließ diesmal einen Zentimeter großen Spalt.

Entsetzen machte sich in ihr breit. Wo nur blieb dieser verdammte Streifenwagen? Zehn Minuten hatte der Beamte am Telefon versichert. Zehn Minuten.

In höchstens drei war er drin. Panisch lief sie ins Bad, zog sich ihren Morgenmantel über, rannte ohne zu wissen, was sie dort suchte ins Schlafzimmer, dann in die Küche.

Viel zu früh wurde es still. Schritte tappten über den Flur. Sekunden später tauchte seine Silhouette im Türrahmen auf, und dunkelgraue Augen durchbohrten sie.

„Hallo mein Mädchen.“ Etwas Tadelndes schwang in seiner Stimme. Als würde er ihr gleich den Hintern versohlen.

Hallo mein Mädchen. Die letzten zwanzig Jahre schienen beim Klang seiner Worte dahingefegt.

Während er langsam auf sie zukam, fiel sein Blick auf das Messer. „Schscht!“, machte er, streckte dabei die Hand nach ihr aus.

Lauf, befahl sie sich, doch stattdessen stand sie vor ihm wie eine Marionette, der man die Kontrolle über den eigenen Körper entrissen hatte.

Sie begann, am ganzen Leib zu zittern, war bereit, zu zustechen, sobald er ihr zu nahe kam.

Er seufzte, verdrehte die Augen. „Sei ein braves Mädchen, gib mir das Messer.“  Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte er sich in ihren Oberarm festgekrallt. Er kam mit dem Gesicht ganz nahe zu ihrem, sodass sie seinen Atem fühlen konnte. „Nicht mal daran denken.“

„Du solltest endlich mit der Trinkerei aufhören.“ Mit dem Kinn wies er auf die Weinflaschen, die in der Küche herumstanden. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass Alkohol Gift für Mädchen wie dich ist.“

In ihrem Arm begann es zu kribbeln, so tief grub er seine Nägel unter die Haut. Doch es war nicht das Gefühl der Taubheit, das sie veranlasste, das Messer fallen zu lassen.

Tränen füllten ihre Augen, als er es außer Reichweite schubste. Es waren Tränen voll von Wut, und mit aller Kraft, die ihr diese Wut verlieh, riss sie sich von ihm los, griff nach einer der Weinflaschen und schlug zu.

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Leseprobe „Wütende Hitze“

»Gary! Ich kann nicht mehr! Ich brauche eine Pause!« Viel zu weit hinter mir hallten seine Rufe durch die Nacht, begleitet vom immer näher kommendem Hundegebell.

»Halt den Mund und lauf«, keuchte ich, ohne dass er es hätte verstehen können. Alles, nur jetzt nicht stehen bleiben. Ich rannte, was das Zeug hielt, obwohl ich selbst schon lange nicht mehr konnte. »Weiter! Wir müssen weiter!«, rief ich ihm gerade so laut zu, dass sie es nicht hörten. Zweige peitschten mir beim Laufen ins Gesicht. Ich nahm die Arme nach oben, um mich davor zu schützen. Nur vage erkannte ich die Silhouetten der Bäume, die weniger dicht standen, als sie eigentlich sollten. Verdammte Scheiße. Wie hatte das passieren können? Wie hatte mir das passieren können? Ich, der die Wälder von Dutchess County kannte wie meine Westentasche. Jeden Unterschlupf, jeden noch so kleinen Trampelpfad. Ausgerechnet jetzt musste mir ein Fehler unterlaufen. Ich unternahm den sinnlosen Versuch, mir ein Bild von der Umgebung zu machen. Als wäre die Dunkelheit nicht schon genug gewesen, hatte sich auch noch eine Nebelschicht über den Waldboden gelegt. Und sie wurde dichter, je weiter wir kamen. Ich verlangsamte das Tempo. Vielleicht besser die Richtung ändern? Sie auf eine falsche Fährte locken – es zumindest versuchen? Ich schwenkte ein wenig mehr nach links. Musste mich auf mein Bauchgefühl verlassen. In Wahrheit nämlich hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie weit wir vom Weg abgekommen waren.

»Gary! Nicht so schnell, bitte!« Er war am Ende seiner Kräfte. Ich hörte es an der Art, wie er nach Luft rang. Sein Rufen war erfüllt von Furcht und von etwas, das mir Unbehagen bereitete: Resignation. Nicht mehr lange und er würde sich aufgeben. Dann war alles umsonst. Das durfte ich nicht zulassen. Wenn meine Vermutung stimmte, musste sich nicht weit von hier ein Bach befinden. Seicht genug, um ihn noch durchwaten zu können – tief genug, um unsere Spuren zu verwischen. 148 Das Hundegebell war, wenn auch nur ein wenig, leiser geworden. Mein Plan funktionierte also. Vorerst. Wenigstens hatte er uns einen Funken Zeit verschafft. Die Männer ließen sich vielleicht täuschen, nicht aber die Hunde. Wo nur war dieser verdammte Bach? Ich hätte schwören können, dass er längst vor uns hätte liegen müssen.

Ein über die Maße eifriges, hohes Hundekeifen kam von der Seite, die Osten sein musste. »Verdammt«, hörte ich mich fluchen, daraufhin aufgeregte Männerstimmen, die sich irgendetwas zuriefen. 150 Yards entfernt von uns. Vielleicht 200. Ich hielt inne, starrte in die Richtung des Lärms. Sie hatten es also schneller mitbekommen, als gedacht. Verfluchter Köter. Und kaum war ich mir dieser Tatsache bewusst geworden, bewegten sich die Stimmen, untermalt vom immer unerträglicher werdendem Gekläff in beunruhigend hoher Geschwindigkeit auf uns zu. »Verfluchte Scheiße!« Torkelnd, den Blick noch immer nach Osten gerichtet lief ich in entgegengesetzter Richtung weiter. Lionel, den ich dabei um ein Haar über den Haufen gerannt hätte, der mich mit vor Panik geweiteten Augen anstierte, fasste ich am Arm, gab ihm mit stummen Blicken zu verstehen, dass er von nun an seinen Mund halten und mir folgen sollte. Der ausgelaugte Körper sackte unter meiner Berührung zusammen, als wäre nun auch sein letztes bisschen Durchhaltevermögen erloschen. Von nun an schleppte ich nicht mehr bloß mein eigenes Gewicht. »Weiter, Lionel, weiter!« Während die Hunde jeden Moment aus dem Dickicht hervorhechten mussten, zog ich ihn, zerrte ich ihn regelrecht des Weges, im aussichtslosen Bestreben, vorwärts zu kommen. Bis ich begriff, dass es keinen Sinn mehr machte. Wir hatten verloren. 

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